Hortus Insectorum
Hortus Insectorum

Sechs Prinzipien machen einen Hortus aus, hier liegen die Schwerpunkte der gestalterischen Arbeit

1. Vielfalt

Folgen Sie einem erfundenen Gespräch in einem beliebigen Garten:

Gartenbesitzer (stolz):  „Bei mir gibt es viele Tiere und Pflanzen.“

Naturkenner (neugierig): „Wie heißen die Tiere und Blumen denn, die es bei dir im Garten gibt?“

Gartenbesitzer (unverbindlich): „Na ja, Vögel sind viele da, Amseln, Finken und Stare. So gelbe Blumen wachsen überall, ich denke, es sind Sumpfdotterblumen. Wenn der Rhododendron blüht ist es sehr schön. Bienen fliegen überall rum und Schmetterlinge habe ich auch genügend.“

Naturkenner (nachhakend): „Welche Schmetterlinge hast du?“

Gartenbesitzer (ausweichend): „Ja, so weiße halt und einen der aussieht wie ein Kolibri, der ist jedes Jahr da, das ist immer derselbe.“

Dieser Gartenbesitzer hat leider keine Vorstellung von Vielfalt. Er weiß nicht, dass es allein in Deutschland eine unübersehbare Fülle von Tier- und Pflanzenarten gibt: etwa 175 Arten von Tagfaltern, 3000 von Nachtschmetterlinge, 6000 von Käfer, je 80 von Libellen und Heuschrecken, je 1000 Arten von Wanzen und Pflanzenläuse sowie an die 11000 Arten von Hautflüglern  und rund 4500 Pflanzen. Seine Aussagen sind nur sehr vage und ungenau, nur ein einziger Name ist richtig, Rhododendron. Ein Strauch aus Asien, den wirklich nun fast jeder kennt und gerne in seinem Garten pflegt. Der vermeintliche Kolibri ist ein Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum), ein Nachtfalter, der tagsüber fliegt und jedes Jahr neu über die Alpen zu uns nach Deutschland geflogen kommt. Als Individuum kann ein Schmetterling gar nicht jedes Jahr der gleiche sein, denn alle Schmetterlinge entwickeln sich jährlich über die Stadien Ei, Raupe und Puppe neu. Die weißen Schmetterlinge sind Kohlweißlinge, unsere häufigsten Tagfalter. Ihre Raupenfutterpflanze, der Raps, wird in der Landwirtschaft auf riesigen Flächen angebaut. Sumpfdotterblumen (Caltha palustris) wachsen nur  auf sehr feuchten Böden, wie der Name schon eindeutig erklärt. Sie wachsen in keinem Garten und werden hier mit dem Scharbockskraut (Ranuculus ficaria)  verwechselt. Und bei der Aufzählung der Vögel kann man das Kinderlied schon mitsummen.

Naturkenner (konkret werdend): „Kannst du mir 5 % unserer einheimischen Tagfalter mit dem deutschen Namen nennen? Das sind 9 Schmetterlinge…(er hat jetzt bewusst nicht nach 1 % der Nachtschmetterlinge gefragt, denn das wären 30 Namen)“

Gartenbesitzer (stockend): „ Äh, Kleiner Fuchs, äh Kohlweißling, äh…Das ist für mich nicht wichtig, wie die alle mit Namen heißen. Das muss ich nicht wissen um mich an ihnen freuen zu können.“

Der Gartenbesitzer hat recht,

er muss es nicht wissen.

Aber eigentlich ist es schade, dass er es nicht weiß, denn das Netz in seinem Garten ist nur sehr dürftig geknüpft mit den wohl wenigen und noch häufigen Arten.  Sicher darf man von niemandem erwarten seine kostbare Freizeit darauf zu verwenden etwa die 7000 verschieden Mücken- und Fliegenarten unserer Heimat kennen zu lernen, das bleibt nur einem sehr kleinen Kreis von Spezialisten vorbehalten. 

Der Erhalt und die Förderung der Vielfalt sind für das Funktionieren von Systemen enorm wichtig. Die Vielfalt bildet die Knoten des Netzes.

 

2. Schönheit

Das Schönheitsempfinden ist nicht naturwüchsig einfach da, es wird geformt durch eine Vielzahl von Einflüssen. Vielen Menschen gefällt die Ordnung eben und nicht der Anschein des Chaos. Ich nehme es den Menschen ab, dass sie es lieben, wenn ihre Gartenwelt wohl geordnet ist. Im rechten Zusammenhang finden auch sie Wildes schön, im Urlaub zum Beispiel. Zu Hause aber lieber nicht.

Biophilie, für mich der Ursprung für ein Schönheitsempfinden der Natur, wird man aber auch lernen können, so hoffe ich wenigstens.

 

Möglicherweise, so eine weitere Spekulation, wird Sauberkeit, Ordnung, Aufgeräumt Sein auch als Spiegel der inneren Verfassung gesehen. Etwa in dem Sinne, dass äußere Reinheit folgerichtig auch saubere innere Moralmuster anzeigen muss. Da darf man den äußeren Wildwuchs natürlich bekämpfen. Der Spruch „Der Genie beherrscht das Chaos, nur der Dumme räumt auf“ dürfte gerade bei den Saubermännern auf Widerstand stoßen. Wenn das Göttliche als Schöpferkraft der Natur gesehen wird, ist Gott entweder chaotisch oder der Saubermann verkrampft.

 

Dann gibt es den Konformitätsdruck. Wenn Rasenmähen Kult ist und die Anschaffung eines Aufsitzrasenmähers zur sozialen Akzeptanz gehört, ist es schwer mit einer Blumenwiese zu punkten. Was andere offensichtlich schön finden muss auch für mich schön sein. Der gesellschaftliche Druck ist immens und höchst verlogen. Im Rathaus und der Kirche wird von Erhalt der Vielfalt und Nachhaltigkeit gepredigt, vor den Gebäuden wird kräftig geputzt und gescheuert. Den ersten Preis bei „Unser Dorf soll schöner werden“ gewinnt eine „Geranienkombi“. Die jährliche Landesgartenschau wirbt im Slogan immer mit dem Wort „Natur“, zeigt aber eher Grünflächen und Schaubeete.

 

Nicht zu vergessen ist auch, dass unsere Emanzipation von der Natur, geschichtlich noch nicht lange zurück liegt. Natur heißt ja auch Krankheit, Parasiten, Nahrungskonkurrenz. Ein entspanntes Verhältnis zur Natur ist noch jung und kommt im Westen erst mit der Romantik zum Tragen. Paradoxerweise ist das was die Menschen im „Großen Stil“ verlieren immer auch der Beginn einer Gegenbewegung. So lassen Firmen, die ihr vieles Geld mit der Naturzerstörung verdienen, neuerdings für viel Geld ihre Außenanlagen gestalten. Nicht aus Liebe zur Natur, sondern weil es langsam „schick“ wird. Auch wenn der Chef und die Angestellten weiterhin auf grünem Rasen leben.

 

Kurz:

Ich suche Antwort auf die Frage der Kultur und Ästhetik. Ich bin ein rechter Laie. Inzwischen denke ich aber: Einfach machen und zeigen und hoffen, dass das Vorbild wirkt. So oder so  ist er auch so ein dramatischer Gegensatz zum Nachbargrundstück.

 

 

3. Nutzen

Natur zu schützen ist das eine, das andere ist etwas von der Natur zurück zu bekommen. Gemüse und Obst haben in der Ertrags-Zone auf nährstoffreichen sonnigen Beeten ihren Platz. Mit Kompost und organischem Material wie Wiesenschnitt aus der Hotspot-Zone wird der Boden ständig mit Nährstoffen angereichert. Hier werden auch der Komposthaufen und Hochbeete angelegt. 

In einer Kräuter­spirale werden die Würzpflanzen optimal mit Sonnenlicht versorgt. Ein Teil lässt man zur Blüte kommen, damit auch Bienen und Hummeln etwas davon

haben. In den Stein-Zwischenräumen

finden Tiere Quartiere.

Hochbeete werden mit Strauchschnitt und Komposterde gefüllt und liefern reiche Ernten, hier von Paprika, Peperoni Auberginen und Kohlrabi. Kapuzinerkresse darf sich ebenso ausbreiten.

Gießen ist die Hauptarbeit in der Ertrags-Zone, der

einzige Bereich, in dem

gewässert wird. Kompost und Mulchschichten halten den Boden feucht und nährstoffreich. Auf mineralischen Dünger wird verzichtet

 

4. Nachhaltigkeit

Überall entstehen Permakulturgärten und Projekte, die eine Selbstversorgung oder eine Zusatzversorgung zum Ziel haben. Tomaten, Gurken, Radies, Salat usw. gedeihen prächtig und verschwinden dann in den Mägen der fleißigen Gärtner. Die Flächen werden oft intensiv genutzt und die Produktivität ist hoch.

Oft, aber nicht immer, gibt es eine Komposttoilette und die nicht verdauten Nährstoffe gehen an die produktive Erde zurück. Viel öfter gehen aber diese wertvollen Stoffe verloren, weil woanders als im Garten endverdaut wird. Diese und andere Verluste, wie intensiver Anbau, Auswaschung durch Niederschläge usw. zehren den Boden aus und irgendwann muss gedüngt werden. Das ist ein ganz natürlicher Prozess. Die Düngemittel stammen manchmal direkt von gehaltenen Tieren wie Hühnern, Kaninchen, Schaf oder Ziege, in der Regel jedoch von Quellen, die außerhalb der Anbaufläche liegen. Diese werden dem System regelmäßig zugeführt. Konventionell ist das Kunstdünger, hergestellt mit viel Energie aus fossilen Brennstoffen, und aus diesem Grund in der Permakultur abgelehnt. Alternativ ist es Mist von biologisch geführten Tierbetrieben, die primär nichts mit der Gartenfläche zu tun haben. Ganz neu und in aller Munde ist Terra Preta, welche in der Regel auch nicht komplett selbst erzeugt werden kann und Zuschlagstoffe von außen benötigt.

Ist es nachhaltig, ein System durch Zufuhr von Nährstoffen und Energieträgern von außen fruchtbar zu halten?  

Viele Gärtner sind trotz Gründüngung und Kompostwirtschaft ständig auf der Suche nach qualitativ hochwertigen Düngegaben und schaffen dieses Material mit hohem Energieaufwand auf ihre Produktionsflächen. Wenn die komplette Garten- oder Hoffläche für die Erzeugung von Nahrungsmitteln genutzt wird, ist diese Einfuhr von außen umso notwendiger.

Was passiert, wenn es keinen Kunstdünger mehr gibt, ist Jedem klar. Aber was wird sein, wenn beispielhaft der Pferdehof dicht macht und kein biologischer Mist in einer bestimmten Region mehr zu bekommen ist?  Was geschieht wenn die alternativen Erzeugergärten an Fläche und Zahl zunehmen, eine Vision von der wir alle hoffnungsvoll ausgehen? Was wird sein, wenn sehr viele Gärten eben diesen Mist des einen Pferdehofes weit und breit haben wollen und es so aufgrund der gestiegenen Nachfrage zu einer Ressourcenverknappung des biologischen Mists kommt.

Es bestehen auch hier Abhängigkeiten, wo Unabhängigkeit angestrebt wird.

Was ist also Nachhaltigkeit?

Laut Wikipeda

„Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem die Bewahrung der wesentlichen Eigenschaften, der Stabilität und der natürlichen Regenerationsfähigkeit des jeweiligen Systems im Vordergrund steht.“

Es geht also um ein System, welches IN SICH stabil sein soll und SICH SELBST regeneriert  und OHNE Zufuhr von außen auskommt.

Das heißt, ein Garten, ein Projekt kann nur dann nachhaltig sein kann, wenn systemintern die Versorgungfrage geklärt ist.

Aber ist das möglich? Kann das funktionieren? 

 

Ein Drei Zonengarten liefert da neue Möglichkeiten. 

 

Die Hot-Spot Zone beinhaltet innerhalb der drei Zonen die größte Anzahl von Blüten und Pflanzen. Hier leben die meisten Insekten. Das besondere Merkmal der Hot-Spot Zone ist die Nährstoffarmut des Bodens. Die Vielfalt in der Hot-Spot Zone erhält sich nur und nimmt sogar noch zu, wenn diese Flächen mager bleiben durch die Entnahme von Heu oder Staudenschnitt. Daraus folgert und ergibt sich das Potential der systeminternen Nährstoffversorgung. Pflanzenmaterial wird hier entnommen und düngt in Form von Mulchdecken die Ertragszone.

Die Pufferzone, selbst sehr artenreich, schützt das System nach außen. Die Artenvielfalt ist in dieser Zone nicht abhängig von der Magerkeit des Bodens, sondern wird bestimmt durch die eigene Dynamik der Hecke. Hier können Heuhaufen end- oder zwischengelagert und Komposthaufen zur regelmäßigen Entnahme etabliert sein.

Im Zentrum liegt die Ertragszone, guter Boden umgeben von der Vielfalt zweier Zonen. Nützlinge können in diesen beiden äußeren Zonen gezielt gefördert und angesiedelt werden. Schädlinge kommen nicht auf und werden systemintern kontrolliert.

5. Kreislauf

Organisches Material entsteht durch den Prozess der Photosynthese, überall wo Pflanzen wachsen. Kohlenstoff wird gebunden und manifestiert sich als Materie. 

Viele Gärtner schaffen dieses Material, welches umsonst von der Sonne gebildet wurde, aus dem Garten hinaus und zahlen viel Geld für die Entsorgung auf der Grüngut Deponie. Gras, Heu, Zweige etc. verlassen das System. Am gleichen Tag kaufen sie wieder neue Dinge im Gartencenter, die ebenfalls zum größten Teil aus Kohlenstoff bestehen. Rindenmulch, Düngemittel etc. um ihren Garten zu düngen. 

Das ist kein Kreislauf, sondern eine Verschwendung von Ressourcen und die Notwendigkeit von Deponien. 

Deswegen schließen sie die Kreisläufe. Nichts verläßt den Garten und nichts wird eingeführt. Das spart Zeit, Geld und Arbeit.  Mit Hilfe der Mulchwurst oder mit Kompostierung können sie ganz einfach die Kreisläufe wieder schließen.

6. Kreativität

Mit ihren beiden Händen und ihrem Hirn können sie Dinge erschaffen, die einzigartig sind. Niemand braucht Standardware aus dem Baumarkt, die sich im Nachbarsgarten wieder findet. Seien sie nicht einfach eine billige Kopie, sondern der Meister ihres eigenen Gartens.

In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.

Augustinus Aurelius

 

Sei nicht Sklave einer Utopie, sondern Diener deiner Vision!

Markus Gastl

Das gute Beispiel ist nicht eine Möglichkeit andere Menschen zu beeinflussen, es ist die einzige.

Albert Schweitzer

Hortus Felix

ist der 2800m2 große Permakulturgarten

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